"Hösche" kennt er schon, der Deutsche, "Ziegerl" noch nicht
- Robert Sedlaczek
- 17. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Letzten Sonntag hat Rapid das Stadtderby gegen Austria Wien mit zwei zu null gewonnen. Beim wunderschönen zweiten Tor legte Rapid-Trainer Robert Klauß einen sehenswerten Sprit an der Seitenlinie hin und machte einen Freudensprung. Die Sky-Reporterin fragte ihn nach dem Spiel: "Wie geht's dem Oberschenkel? Haben Sie jetzt ein Ziagerl? Kennen Sie den Ausdruck? Ein Zwicken im Oberschenkel".
Klauß, einst Co-Trainer von Ralf Rangnick, schüttelte den Kopf: "Ich hab in der Früh bei der Hösche mitgespielt, bin fit." Das war ein netter Sprachdisput mit einem Mann, der in einer kleinen Stadt in Brandenburg zur Welt gekommen ist.
Dass Klauß das Wort Hösche kennt, ist erstaunlich, es ist Wiener Fußballjargon.
Höschn, eigentlich Höschen, denn Feminina haben im Wienerischen auch in der Einzahl die Endung -n, ist typisch für den Sprachgebrauch am Rapid-Platz und am Verteilerkreis, wo die Violetten zu Hause sind. Die liebevolle Verkleinerungsform Höscherl soll zum Ausdruck bringen, dass die Kicker diese Übung gern haben: Mehrere Spieler stehen in einem Kreis beisammen und spielen sich den Ball zu, während zwei verteidigende Spieler in der Mitte versuchen, den Ball zu erobern; gelingt dies einem von beiden, so wechselt dieser vom Inneren des Kreises nach außen; jener Spieler, der für den Fehlpass verantwortlich war, muss hinein.
Es handelt sich um eine Substantivbildung zu wienerisch höscherln (= necken, verspotten), dieses zu mittelhochdeutsch hoschen (= spotten, verspotten). Das Wort wird aufgrund des ö-Langvokals mit stimmhaftem sch gesprochen. In Deutschland gibt es andere Ausdrücke: Rondo (Bayern), Kreis (vor allem fünf gegen zwei), Ecke (vor allem vier gegen zwei). An Redewendungen gibt es im Wienerischen:
o in da Höschn sein: nicht an den Ball herankommen, weil die Gegner den Ball geschickt laufen lassen;
o wen in da Höschn ham: jemanden laufen lassen, ohne dass er Zugriff auf den Ball bekommt.
Jetzt zu jenem Wort, das der Brandenburger noch nicht kennt: Ziegerl oder Ziagal (zu ziehen) ist eine Oberschenkelzerrung. Eine leichte Zerrung wird Damenziagal genannt.
Ohne Verkleinerungsendung bedeutet das Wort Zechtour, Sauftour, Beiseltor - gemeint ist: von Lokal zu Lokal ziehen. Nach dem Spiel wird der eine oder andere Rapid-Fan"am Ziager" gewesen sein.
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