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AutorenbildRobert Sedlaczek

Kampf den radikalen Eindeutschungen: Die Volte des Rechtschreibrates ist sinnvoll, aber sie sorgt für Verwirrung.

Aktualisiert: 24. Sept.

Seit dem 1. Juli gelten neue Rechtschreibregeln. Ein Kernpunkt ist die Streichung von eingedeutschten Varianten fremdsprachlicher Begriffe.


Früher waren die eingedeutschten Varianten als Nebenformen zulässig:


Buklee, Dränage, Exposee, Frigidär, Jogurt, Katode, Kurtage, Polonäse, Spagetti, Tunfisch etc.


Jetzt gelten nur noch jene Schreibungen als korrekt, die sich an den originalsprachlichen Ausdrücken orientieren:


Bouclé, Drainage, Exposé, Frigidaire, Joghurt, Kathode, Courtage, Polonaise, Spaghetti, Thunfisch etc.


Es ist der zweite Schritt des Rechtschreibrates, bei dem Eindeutschungen zurückgenommen wurden. Seit 2017 sind die zuvor zulässigen Schreibweisen Majonäse und Ketschup nicht mehr erlaubt, sondern nur noch Mayonnaise und Ketchup.


Die allzu heftigen Eindeutschungen hatten für zusätzliche Probleme gesorgt: Es gilt der durchaus vernünftige Grundsatz, dass man bei einer fachsprachlichen Verwendung nahe am Original bleiben solle, während im normalen Sprachgebrauch auch eine Eindeutschung zulässig ist.


Das hatte dazu geführt, dass man in allgemeiner Form auch Spagetti schreiben durfte. Wenn die spezielle Art der Zubereitung erwähnt wurde, war allerdings nur mehr Spaghetti bolognese, Spaghetti carbonara etc. richtig. Das ist nämlich Fachsprache. Außerdem würde Spagetti bolognese, Spagetti carbonara etc. merkwürdig aussehen: der erste Teil eingedeutscht, der zweite nicht.


Die neuerliche Volte des Rechtschreibrates innerhalb weniger Jahre ist sinnvoll, es sollte jedoch nicht übersehen werden, dass die früheren Beschlüsse Fehlentscheidungen waren: Es wurde zu viel und zu radikal eingedeutscht. Damit steht auch das Argument des Rechtschreibrates auf tönernen Füßen, wonach man lediglich die Schreibungen beobachten würde und häufig vorkommende Schreibungen zulassen wolle. 


Wie kann es das geben?


Der Rechtschreibrat hat vor einiger Zeit festgestellt, dass die bis dahin nicht erlaubten Schreibungen Spagetti, Majonäse, Jogurt und Tunfusch häufig sind, weshalb er sie zuließ.


Einige Jahre später gilt das nicht mehr! Weil die Schreiber nicht mitgemacht haben, sondern die entgegengesetzte Richtung einschlugen? Oder hat man sich einfach verschätzt? Ist es das Ergbnis von fehlerhaften Erhebungen?


Vielleicht hätte das eine oder andere Mitglied des Rechtschteibrats bedenken sollen, dass Lebensmittel- und Speisenbezeichnungen relativ stabil sind. Ein Italiener, der bei uns ein Ristorante betreibt, wird nicht Spagetti und Tunfisch auf die Speisekarte setzen. Und ein Koreaner, der eine Pizzeria betreibt, schon gar nicht.


Es zeigt sich einmal mehr: Das Herumdoktern an der Sprache von oben herab funktioniert nicht.

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Weitere Informationen zur kleinen Rechtschreibreform 2024 in früheren Sprachblog-Beiträgen.

1 Kommentar

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1 commento


Ospite
18 ago

Bei den für uns seltsamen Eindeutschungen muss man in die 1980er Jahre zurückgehen. Die Rechtschreibreformkommission bestand in DDR-Zeiten aus 4 Staaten, die alle (wie auch Österreich) vertreten sein wollten. In der DDR waren fremdsprachige Formen weniger üblich (vielleicht weil man mehr abgeschottet war). So galt eine Form Ketschup (so geschrieben und auch gesprochen!). Aber auch für Norddeutsche mit weniger direkten Kontakt zu Italien war Spagetti aussprachegemäß ganz normal, während die Vertreter der Südhälfte einwandten, dass dann eine Aussprache spadschetti nötig wäre. Die damalige Regelungen versuchte einen Ausgleich zu schaffen, heute in zeitlicher Distanz pendelt sich die Schreibung in sinnvoller Weise ein. Dr. Jakob Ebner

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