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Die neuen Rechtschreibregeln im Detail – neben der teilweisen Sanktionierung des „Deppenapostrophs“ gibt es Gutes und Wissenswertes

  • Autorenbild: Robert Sedlaczek
    Robert Sedlaczek
  • vor 2 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Der Rechtschreibrat – ein Gremium von etwa 40 Personen aus sieben deutschsprachigen Ländern bzw. Regionen – hat neue Regeln zur Rechtschreibung beschlossen. Diese sind seit Anfang September in Kraft, wobei es für Schulen und Ämter eine zweijährige Übergangsfrist gibt.


Das größte Medienecho erzielte die teilweise Sanktionierung des "Deppenapostrophs" im Genitiv, und zwar bei Firmen- und Lokalnamen. "Susi's Frisiersalon" und "Hansi's Würstelparadies" gelten nunmehr als korrekt. 


Hier folgt der Rechtschreibrat wieder einmal seinem Grundsatz: Wenn bestehende Regeln nicht mehr eingehalten werden, ändern wir sie halt, und alles ist im Lot. Die Susis und Hansis werden sich freuen.


Immerhin gilt im normalen Sprachgebrauch der Apostroph im Genitiv weiterhin als Fehler. Es muss also heißen: Susis neue Wohnung ist schön, Hansis Hund ist schwer zu bändigen.


Interessant und durchaus sinnvoll sind einige weiteren Änderungen. Auf der Webseite des Österreichischen Bundesverlags sind sie aufgelistet.

 

Fotovoltaik oder Photovoltaik?

 

Es gilt die Faustregel: In der Alltagssprache wird meist f verwendet wird, in der Fachsprache bleibt es ph erhalten. Für viele Begriffe heißt das, dass je nach Kontext beides möglich ist. Christiane Pabst, die Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs nennt Beispiele:


"In einer WhatsApp-Nachricht an die Nachbarin liegt man mit Fotovoltaik richtig, in einem Fachartikel wird man weiterhin Photovoltaik finden. Das gilt für alle Wörter mit den Vorsilben Foto-, fono- und den Nachsilben -fon und -fonie. (Allerdings ist fotogen ausschließlich mit f korrekt.) In einigen Fällen ist auch in der Alltagssprache das ph ebenso weit verbreitet wie das f; dann bleiben beide Varianten erlaubt, etwa bei Fantasie, fantastisch, Delfin und Grafik. Teils überwiegt das ph sogar in der Alltagssprache noch; hier bleibt es weiterhin die Norm. So wird man etwa Phase, pharmazeutisch, Philharmonie, Philosophie, Physik, Alphabet und phlegmatisch weiterhin mit ph finden."


Geliked oder gelikt?

 

Englische Verben, die in der deutschen Sprache verwendet werden, erhalten im Normalfall deutsche Flexionsendungen: Sie surft im Internet. Er jobbte in seiner Jugend als Kellner. Sie hat früher im Supermarkt gejobbt.


Was aber passiert mit Verben die im Englischen auf ein stummes e enden, wie to like, to fake, to time? Zu meiner großen Überraschung ist beides korrekt: geliked und gelikt, gefaked und gefakt, getimed und getimt - obwohl das merkwürdige Schriftbild gelikt, gefakt und getimt auch eine andere deutsche Aussprache nahelegen könnte: gelickt, gefackt und getimmt.


Ich werde in diesen Fällen immer die englischen Endungen verwenden - wenn es überhaupt notwendig ist; oft gibt es im Deutschen passende Wörter oder Umschreibungen.


Verwendet man aber ein Verb wie dieses gemeinsam mit einem Hauptwort und bekommt es dadurch eine weitere Endung, funktioniert die englische Version nicht mehr. Dann ist nur die deutsche erlaubt: der gelikte Beitrag.

 

Aber es gibt laut Christiane Pabst auch dabei Ausnahmen: Bei einigen englische Verben, die nicht auf stummes e enden, hat sich das Partizip II mit der englischen Endung schon eingebürgert. In diesen Fällen ist neben der deutschen Version auch die englische möglich: relaxt/relaxed oder overdresst/overdressed.

 

Getrennt oder zusammen?

 

Ob man eine Kombination aus einem englischen Substantiv mit einem anderen englischen Wort zusammen oder getrennt schreibt, hängt vom Hauptakzent ab. Liegt der Hauptakzent auf dem ersten Wortbestandteil, schreibt man die Wörter zusammen, etwa Swimmingpool, Chatgroup oder Touchpad. Gibt es mehrere Hauptakzente, schreibt man die Wörter getrennt, etwa bei Corporate Identity, Electronic Banking, High Society, Human Resources oder Social Media.

 

Beistrich oder kein Beistrich?


Setze ich vor einer Infinitivgruppe einen Beistrich? Bisher war das nur bei eingeleiteten Infinitiven oder sogenannten Korrelaten im Hauptsatz verpflichtend. Das bleibt auch weiterhin so, daher muss es heißen: Sie traf ihn, um über die Geburtstagsfeier zu sprechen. (Hier leitet "um" den Infinitiv ein.) Ein weiteres Beispiel ist: Ich habe darauf vergessen, das Fenster zu schließen. (Hier verweist "darauf" auf den Infinitiv und leitet ihn damit ein.)


Bei einem einfachen Infinitiv war bisher beides möglich, je nachdem, ob man ihn als Nebensatz versteht oder als Wortgruppe. Auch das bleibt bestehen. Möglich sind also sowohl „Es ist schön, zu sprechen“ als auch „Es ist schön zu sprechen.“


Was aber, wenn der Infinitiv durch ein zusätzliches Wort erweitert wird? In diesem Punkt gibt es eine Änderung. In Zukunft muss bei solchen erweiterten Infinitiven zwingend ein Beistrich gesetzt werden: „Es ist schön, über die Geburtstagsfeier zu sprechen.“


Eine aktualisierte Auflage des Österreichischen Wörterbuchs, in der alle Neuerungen schon enthalten sind, ist kürzlich erschienen und in jeder guten Buchhandlung erhältlich.

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Quelle: Christiane Pabst, Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs; weitere Regeländerungen werden auf der Webseite des Österreichischen Bundesverlags oebv.at erläutert.

 
 
 

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