Heißt es Strauß oder Strauss? Eduard hat letztlich gewonnen ...
- Robert Sedlaczek
- vor 2 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Lange Zeit gab es eine Diskussion um den "richtigen" Namen von Johann Strauß Vater, das ist der Komponist des "Radetzkymarsches“, und Johann Strauß Sohn, das ist der Komponist des Walzers "An der schönen blauen Donau".
Beide unterzeichneten mit langem, doppelschleifigem s (dem f ähnlich) und anschließendem runden s. Das war die gängige Schreibschrift und entsprach dem damals bereits üblichen ß in gewissen Druckerschriftarten wie der Fraktur – ß als eine sogenannte Ligatur, also Verschmelzung zweier Buchstaben.
"Richtig" ist also die Schreibung Johann Strauß, da fährt die Eisenbahn drüber.
Sollte man meinen. Auf der Website des "Wiener Instituts für Strauss-Forschung" hat der Jurist Eduard Strauss, Urenkel des ebenfalls komponierenden Bruders des "Walzerkönigs", vehement die gegenteilige Meinung vertreten und diese mit fadenscheinigen, pseudowissenschaftlichen Gutachten begründet. Ich habe mich vor einigen Jahren in der "Wiener Zeitung" in einer Glosse darüber lustig gemacht und für die Beibehaltung der Schreibung Strauß plädiert.
Es stimmt zwar: Auf Partituren oder Plakaten tauchte schon zu Zeiten der Musikerfamilie die Schreibung Strauss auf, aber nur deshalb, weil es in den verwendeten Druckerschriften kein ß gab. Dass sich die zwei berühmten Komponisten mit "Straufs", also de facto mit "Strauß" unterschrieben haben, nicht mit "Strauss", steht außer Zweifel.

Am 1. Jänner 2019 schrieb Michael Tschida in der "Kleinen Zeitung":
Um die Namensgebung werden vermutlich noch viele Sträuße ausgefochten. Die meisten Veranstalter in unseren Breiten, so heute auch wieder die Wiener Philharmoniker bei ihrem Neujahrskonzert, wählen weiterhin die tradierte Form. Und auch wir bleiben – ob Johann I/II/III, Josef oder Eduard – unter Donner und Blitz bei "Strauß".
2025, im Jubiläumsjahr, ist die Schreibung entschieden. Eduard Strauss hat gewonnen. Nicht weil seine Argumentation schlüssig war, sondern aus einem anderen Grund: In den meisten Sprachen mit lateinischer Schrift gibt es kein ß, in anderen Sprachen schon gar nicht. Da "die zwei Sträusse" (die Schreibung tut weh!) international vermarktet werden sollen und das "ß" in der digitalisierten Welt ein Sonderling ist, setzt sich generell das "ss" durch.
Der Zug ist abgefahren.
Da kann man nix machen. Die normative Kraft des Faktischen ist stärker.
Der Reichsmarschall heißt in englischen Büchern Goring oder Goering.
Vom Gösser-Bier rede ich gar nicht ...
Nürnberg = Nuremberg.
Tirol = (the) Tyrol
München = Munich ist ein Grenzfall, gehört vielleicht eher zu Steiermark = Styria.
Die Ligatur im boeuf bourguignon schaffe ich im vorliegenden Programm überhaupt nicht.