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Unterwerfungsgesten als Polit-Strategie

Autorenbild: Robert SedlaczekRobert Sedlaczek

Aktualisiert: 12. Feb.

Den Kotau machen ist heutzutage eine nicht unübliche Verhaltensweise - in der Politik und in der Wirtschaft, in den USA, in Europa, in Österreich und am Ballhausplatz. Es ist eine Phrase, die das unterwürfige Verhalten der Ohnmächtigen gegenüber den Mächtigen zum Ausdruck bringt.


Der Wort stammt aus China, wie wir ja alle wissen, dort war es früher üblich, vor dem Kaiser und vor anderen Respektspersonen in kniender Haltung tiefe Verbeugungen auszuführen, bei der der Kopf den Boden berührte. Um das ohne gröbere körperliche Beeinträchtigungen zu schaffen, braucht man als alter Mann ein mindestens zehnjähriges Yoga-Training.


Statt Kotau, von chinesisch k'o-t'ou, eigentlich = Schlagen mit dem Kopf, könnte man auch sagen: einen Kniefall machen. 


Während Kotau aus einer fremden Kultur stammt, ist der Kniefall christlichen Ursprungs: Die Gläubigen machen einen Kniefall vor dem Altar. Im übertragenen Sinn ist dieses Fallen auf beide Knie ein Zeichen der Unterwerfung oder Verehrung.


Eine Wendung mit einer ähnlichen Bedeutung ist zu Kreuze kriechen: unter demütigenden Umständen in einer bestimmten Lage einem anderen gegenüber nachgeben. Die Phrase geht zurück auf den Brauch bei der Liturgie des Karfreitags, sich dem Kreuz Christi auf den Knien zu nähern.


So haben alle Kulturen und Religionen ihre Unterwerfungs- und Demutsgesten. Das tiefe Zu-Boden-Beugen ist die ausgeprägteste Form der Unterwerfung. Denn in dieser Position ist keine Flucht und kein Angriff möglich, man ist dem Willen des anderen ausgeliefert. Traurig eigentlich.


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