In der ZIB-2 nach der Wahl gab es noch einmal einen Schlagabtausch über die Bedeutung des Ausdrucks Sugar Daddy. Zu Erinnerung: Der freiheitliche EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky hatte in einer TV-Diskussion den Bundespräsidenten wegen dessen Aussagen zu den Diskussionen rund um Lena Schilling attackiert: "Es kann nicht sein, dass der Bundespräsident Van der Bellen sich schützend vor sie stellt. Das hat ein bisschen den Eindruck, als wäre er ein grüner Sugar Daddy oder grüner Sugar Grandpa".
Armin Wolf nannte Sugar Daddy als Beispiel für die Verrohung der politischen Debatte, Velimsky sah dies wie erwartet anders: Sugar Daddy sei ein Begriff, "den Sie in den Lexikas dieser Welt nachlesen können". Er werde verwendet, wenn jemand "als Schutzmacht" für jemand anderen auftritt. Dies könne "ein Unternehmen, aber auch eine Person" sein.
"Sie werden kein Beispiel finden, wo der Ausdruck für ein Unternehmen verwendet wird", konterte Armin Wolf. Über die tatsächliche Bedeutung des Wortes wurde nicht geredet. Dies soll jetzt nachgeholt werden.
Das im Internet abrufbare "Oxford English Dictionary" (OED) definiert sugar daddy so: "elderly man who lavishes gifts on a young woman". Der älteste bisher aufgefundene Beleg findet sich 1926 beim britischen Dichter Gilbert Frankau.
Es geht also darum, dass ein älterer, wohlhabender Mann eine junge, attraktive Frau mit Geschenken überhäuft. Warum? Die englische Version von Wikipedia vermerkt unter sugar dating und sugaring mögliche Motive: companionship, affection, dating or intimacy. Eine junge Frau, die sich von einem älteren Mann mit Schmuck, diversen Luxusgütern, teuren Reisen und Einladungen in Luxusrestaurants beschenken lässt, nennt man Sugar Baby. Das Wort sei ein modernes Gegenstück zum alten Ausdruck Kurtisane.
Dass intime Gegenleistungen häufig mitgemeint sind, zeigt auch ein populäres Lied der Gruppe "Jackson Five": "Ooh, brand new boots I bought ya, fine, fine, blew your mind / Fin'ly thought I caught ya and your love was mine all mine."
Lena Schilling bezeichnete in der TV-Debatte die Angriffe Vilimskys als "maximal sexistisch."
Es ist mir schon klar, dass es nichts mit diesem Thema zu tun hat, doch es interessiert mich: Gibt es Personen und Personer (Vorsicht Falle!), deren Sprachgefühl sie den Unterschied in der Aussage zwischen "... war die erste Bundeskanzlerin" und "... war der erste weibliche Bundeskanzler" spüren lässt?
Manuela Sipper