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Was ist Mansplaining und woher kommt das Wort?

Autorenbild: Robert SedlaczekRobert Sedlaczek

Der Ausdruck Mansplaining hat sich in letzter Zeit rasch ausgebreitet. Zuletzt fand ich ihn in der Tageszeitung "Die Presse", in einem Meinungskommentar. Es ging um die Frage, wie aus aktuellem Anlass mit dem Thema Gewalt gegen Frauen umgegangen werden soll.


Frauenministerin Susanne Raab - sie hatte bereits Vertreter von vier Ministerien, Gewaltschutzzentren und Frauenorganisationen an einen Tisch geholt, um eine nachhaltige Strategie zu entwickeln - wollte offensichtlich Ruhe in die Debatte bringen und riet von einer Anlassgesetzgebung ab.


Bundeskanzler Karl Nehammer erklärte hingegen in der "Krone", er wolle laut darüber nachdenken, die Strafmündigkeit zu senken: "Wir müssen schonungslos darüber sprechen, was falsch läuft und wo der Rechtsstaat nicht genügend Möglichkeiten bietet, einzuschreiten."


Dazu der Kommentar in der "Presse": "Wurde Raabs Ruf nach Ruhe womöglich Opfer eines Mansplaining-Manövers aus dem Kanzleramt?" Wobei von Haus aus zu erwarten war, dass das Vorhaben mit dem Koalitionspartner ohnedies nicht realisiert werden kann. Es ging nur um eine kurzlebige Schlagzeile im Boulevard - mit dem Grundtenor: Seht her, wir würden ja gern; aber mit den Grünen ist das wohl nicht zumachen.


Im Englischen ist der Ausdruck mansplaining seit 2008 belegt, laut der Website etymonline.com mit folgender Bedeutung: to explain, as a man to a woman, in a way that she feels insults or ignores her intelligence and experience in the matter. Die Form splain steht kurz für explain, sie ist seit den 1960er Jahren umgangssprachlich in Gebrauch.


Das Wort ist mit einer ähnlichen Bedeutung ins Deutsche entlehnt worden. Darunter wird die herablassende, bevormundende Äußerung eines Mannes verstanden, der eine Frau belehrt, obwohl er nicht besser Bescheid weiß oder nicht direkt betroffen ist.


Den Stein ins Rollen brachte die US-amerikanische Schriftstellerin, Journalistin und Kulturhistorikerin Rebecca Solnit mit ihrem autobiografischen Essay "Men Explain Things to Me; Facts Didn’t Get in Their Way" (2008 erschienen, 2012 überarbeitet, deutscher Titel: "Wenn Männer mir die Welt erklären"). Sie prägte den Ausdruck mensplaining und berichtete unter anderem von einem Partygespräch, das sie und eine Freundin mit einem Mann führten.


Der Mann erklärte den Inhalt eines Buches, das er allerdings, wie er selbst sagte, nur vom Hörensagen kannte. Die Freundin der Autorin versuchte dem Mann klarzumachen, dass Rebecca Solnit die Autorin jenes Buches ist, über das er gerade redet. Aber der Mann ignorierte den Hinweis, setzte seine Erklärungen fort. Es ist wohl ein besonders krasses Beispiel von Mansplainig, aber es zeigt eindrucksvoll, worum es geht.


Einen deutschen Ausdruck für mansplaining gibt es nicht, aber es ist gut, dass ein herablassendes Verhalten dieser Art - vor allem von Männern gegenüber Frauen - mit einem Wort benannt und damit auch kritisiert werden kann.


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