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Wie Trump die Verzahnung von Politik und Kirche auf die Spitze treibt

  • Autorenbild: Robert Sedlaczek
    Robert Sedlaczek
  • vor 13 Minuten
  • 3 Min. Lesezeit

Der US-amerikanische Theologe Massimo Faggioli hat erneut scharfe Kritik an den religiösen Inszenierungen Donald Trumps geübt. Zu Trumps "Rede an die Nation", in der er die Bombardierung iranischer Atomanlagen bekanntgab, sagte Faggioli der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Mit der religiösen Sprache, die verwendet wird, ist die maßgebliche Lehre des Krieges nicht mehr die klassische des 'gerechten Krieges’, sondern die eines 'heiligen Krieges'.”


Faggiolis Aussagen wurden in vielen Medien zitiert, aber was hat Trump eigentlich gesagt? Im Internet ist eine wörtliche Abschrift seiner "Rede an die Nation" rasch gefunden, es geht um den Schluss der Fernsehansprache:


There’s no military in the world that could have done what we did tonight, not even close. There has never been a military that could do what took place just a little while ago.


(...) and I want to just thank everybody, and in particular, God.


I want to just say, “We love you, God, and we love our great military. Protect them.” God bless the Middle East. God bless Israel, and God bless America.


"Wir lieben dich, Gott, und wir lieben unser großartiges Militär, beschütze es!" - der Satz könnte aus dem Stück Die letzten Tage der Menschheit stammen; Faggiolos Analyse klingt so, wie wenn er Karl Kraus gelesen und auf amerikanische Verhältnisse adaptiert hätte. „Im US-Katholizismus gibt es eine lange Tradition des Patriotismus, die es Kirchenführern schwer macht, den Präsidenten und Oberbefehlshaber zu kritisieren – insbesondere, wenn er zum Krieg aufruft.“


Die enge Verbindung der katholischen Kirche zum Militär zeige sich auch darin, dass der US-amerikanische Militärbischof, Timothy Broglio, aktuell Vorsitzender der US-Bischofskonferenz ist.


Der italienischstämmige Wissenschafter und Buchautor Faggioli ist Professor für Theologie und Religionswissenschaft an der Universität Villanova (Pennsylvania). Er weist auch darauf hin, dass Trump bei seiner Rede von drei hochrangigen katholischen Regierungsvertretern flankiert wurde: Vizepräsident J. D. Vance, Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth. Letzterer hatte bereits 2020 mit seinem Buch „American Crusade“ für Aufsehen gesorgt.


"Vielen Bischöfen ist das Thema Abtreibung wichtiger als die Demokratie"


Im Februar 2024, also vor den Wahlen, hatte Faggioli jene Bischöfe in den USA kritisiert, die Donald Trump "trotz seiner Lügen, seiner Hetze und seiner Angriffe auf die  Demokratie" unterstützten. Vielen sei das Thema Abtreibung wichtiger als die Demokratie. Dabei sei die katholische Kirche in den USA gespalten: "Etwa die Hälfte wählt demokratisch, etwa die Hälfte republikanisch. Weiße Katholiken wählen eher Republikaner, nichtweiße Katholiken eher Demokraten."


"Kriecherei der US-Geistlichen" bei der Amtseinführung Trumps  


In seiner Inaugurationsrede sagte Donald Trump über das gescheiterte Attentat gegen ihn, Gott habe ihn gerettet, damit er Amerika wieder groß mache. Auch in diesem Fall kritisierte Faggioli die Inszenierung. "Die Kriecherei der US-Geistlichen, die dabei zu sehen war, erinnert mich an Wladimir Putins Kreml und die russisch-orthodoxe Kirche – bei allen Unterschieden." Der Kirchenhistoriker sprach von einem "Götzendienst". Er warnte vor einer Manipulation der Religion für politische Zwecke: "Wir sind von einem nationalen Christentum in den USA zu einem Hofchristentum übergegangen, in dem der Wille des Kaisers Gesetz ist und der Palast voller falscher Propheten."


Faggioli zeigte sich auch verwundert über die Beteiligung des New Yorker Kardinals Timothy Dolan: "In seinem Gebet bat Dolan Gott, Trumps 'Bestrebungen' zu segnen, ohne zu präzisieren, wie diese Bestrebungen aus christlicher Sicht aussehen sollten." Dies habe sich von der Botschaft unterschieden, die Papst Franziskus wenige Stunden zuvor an Trump gerichtet hatte. "In einem Antrittsgebet könnte über Dinge wie Sünde, Demut und Mitgefühl gepredigt werden, aber davon war nicht viel zu hören."


Trump ist übrigens kein Katholik: Er wurde als Kind in der protestantischen Presbyterianischen Kirche konfimiert, erklärte aber im Oktober 2020, dass er sich inzwischen als "nicht konfessionsgebundener Christ" sehe. Die Katholiken sind die zweitgrößte Religionsgemeinschaft der USA.

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Quellen: Wikipedia, Katholische Nachrichtenagentur KNA, www.katholisch.de und orf.at/religion

 
 
 

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