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Zwei Wörter mit ähnlicher Bedeutung und verschiedenen Wurzeln: verknofeln und verschreien

  • Autorenbild: Robert Sedlaczek
    Robert Sedlaczek
  • 2. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Apr.

Der Knoblauch (Allium sativum) wird heute fast überall auf der Welt als Gewürz- und Heilpflanze genutzt, außerdem werden ihm einige abergläubische Fähigkeiten nachgesagt. Er soll als Schutz gegen den "bösen Blick dienen", als Kette um den Hals getragen hilft er angeblich, Vampire fernzuhalten.


Knoblauch gehört zu klieben, kliebte oder klob, gekliebt oder gekloben (= spalten, vor allem Holz), gemeint ist also ein "zu Zehen gespaltener Lauch". In Jakob Ebners "Historischem Wörterbuch zur österreichischen Literatur" lese ich, dass es im Mittelalter die Formen knobeloch und knoflach gab, in der Standardsprache hat sich Knoblauch durchgesetzt, in der Mundart Knofel.


Ebner bringt unter "Knofel" ein schönes Wortspiel von Johann Nestroy (Eulenspiegel, II/7 36): 


Ein Kälbernes mit Knofel

Ist gut, doch etwas pofel

Und ich, ich bin nicht schofel

Zahl dir a Plutzerbirn.


Die abergläubischen Vorstellungen rund um den Knoblauch dürften beim Entstehen des Zeitworts verknofeln eine Rolle gespielt haben. Gemeint ist: durch eine Ankündigung ein zu erwartendes positives Ereignis negativ beeinflussen.


Eine annähernd gleiche Bedeutung hat verschreien, doch ist hier die Herkunft schwieriger zu erklären. Ich habe Jakob Ebner um Rat gefragt. Er hat in einem alten Rechtswörterbuch verschiedene Bedeutungen gefunden, die relevant sein könnten: mit einem Zetergeschrei auf eine Straftat hinweisen, zum Beispiel um weitere Zeugen herbeizurufen; durch förmliche Ausrufe bei einem Mordfall Anklage erheben usw. Davon ausgehend sind weitere Verwendungen entstanden: jemanden in einen üblen Ruf bringen bzw. etwas Schlechtes ihm nachsagen, zum Beispiel: Er ist als Choleriker verschrien oder Das Auto ist als Benzinfresser verschrien.


Aus diesem Amalgam von Bedeutungen ist letztlich die Phrase "Verschrei es nicht!" entstanden.


Im Kleinen Lexikon des Aberglaubens von Ditte und Giovanni Bandini, 2. Auflage 1999, findet sich ein interessanter Hinweis: Vorzeitige Glückwünsche zu einem Geburtstag, einer Hochzeit oder einer Prüfung können missgünstige dämonische Mächte auf den Plan rufen. Diese würden, so sagt man, prompt alle ihre Kräfte mobilisieren, um das fragliche Ereignis noch zu vereiteln.


Zurück zum Knofel:


"I glaub, i bin a Gnofi fia di" bedeutet: Ich befürchte, dass ich dir Unglück bringe.


"I bin a Gnofi auf a fesche Musi" bedeutet hingegen: Ich bin ein begeisterter Anhänger von schwungvoller Musik.


Im letztgenannten Beispiel ist der Knofl positiv besetzt. Ebner kommentiert dies so: "Ein Schwanken zwischen positiven und negativen Bedeutungen ist bei derartigen Wörtern oder Wendungen keine Seltenheit."

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Ich danke Dr. Roland Kadan für den Hinweis auf das Kleine Lexikon des Aberglaubens, Text am 26. April 2025 eingefügt.

 
 
 

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2 Comments


Christian
Christian
Apr 02

Tut mir leid, war nicht angemeldet. Darum als "Gast" gepostet.

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Guest
Apr 02

"I bin a Gnofi auf a fesche Musi". Diese Bedeutung, ggf. auch anders verwendet, ist mir vollkommen neu. Das kannte ich noch nicht.

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