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Das Wort des Jahres - verschiedene Ansätze, verschiedene Ergebnisse

  • Autorenbild: Robert Sedlaczek
    Robert Sedlaczek
  • vor 1 Tag
  • 2 Min. Lesezeit

Das Österreichische Wort des Jahres 2025 ist "Elch Emil", das Wort des Jahres 2025 in Deutschland ist "KI-Ära". Unterschiedliche Verfahren führen zu unterschiedlichen Ergebnissen. 


Die österreichische Jury, zusammengestellt und angeführt von dem emeritierten Universitätsprofessor Rudolf Muhr, ermittelt seit 1999 das Wort des Jahres und erklärt das Ergebnis der Wahl 2025 "mit der wochenlangen, nationalen und internationalen medialen Aufmerksamkeit, die dem Geweihträger auf seiner Wanderung durch Nieder- und Oberösterreich zuteil wurde". 


Wie jeder weiß, ist der Elch aus der tschechischen Republik zugewandert und nach seinen langen Spaziergängen durch Österreich dorthin abgeschoben worden. Der Name Emil, erfunden von einem Intrnertnutzer, ist eine Anspielung auf den tschechischen Langstreckenläufer und vierfachen Olympiasieger Emil Zátopek. Der Stabreim trägt dazu bei, dass der Ausdruck im Gedächtnis hängen bleibt.


"Elch Emil" kam bei der Internetwahl auf 7710 Stimmen, das zweitplatzierte Wort, "Veggie Würstl", erzielte nicht einmal die Hälfte. Es war die größte Beteiligung seit Gründung der Initiative - durch die Unterstützung der APA erzielt sie eine große Breitenwirkung.


Die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden entschied sich für "KI-Ära", weil die Künstliche Intelligenz die Mitte der Gesellschaft erreicht habe. "Ob bei Recherchen im Internet, bei der Animation von Fotos oder bei der Erstellung von Texten: Immer mehr Menschen nutzen heutzutage Werkzeuge Künstlicher Intelligenz. (...)  Aus Sicht der GfdS ist der Beginn einer Ära nicht zu verkennen – mit vielen Chancen, aber ebenso mit Risiken des Missbrauchs und eines Verlustes an eigenständigem, kritischem Denken, Sprechen und Schreiben. Zu erwarten ist somit auch, dass die flächendeckende Nutzung von KI sich auf die künftige Entwicklung der deutschen Sprache auswirken wird."


Die GfdS kürt seit 1977 jährlich einen Ausdruck zum Wort des Jahres, der "das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben" sprachlich in besonderer Weise bestimmt hat. "Für die Auswahl der Wörter des Jahres entscheidend ist dabei nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz und Popularität: Die Liste trifft den sprachlichen Nerv des sich dem Ende neigenden Jahres und stellt auf ihre Weise einen Beitrag zur Zeitgeschichte dar."


Zwei verschiedene Auswahlverfahren, zwei verschiedene Welten. Man merkt, dass in dem einen Fall ein Wort aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft kommt, in dem anderen Fall durch Internetwahl aus der Bevölkerung. Beide Initiativen tragen dazu bei, dass über die Entwicklung der Sprache nachgedacht und diskutiert wird. Das ist gut so.


Wobei uns das Thema KI auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten beschäftigen wird. Ob es der Ausdruck "Elch Emil" jemals in ein Wörterbuch schafft, ist zu bezweifeln.

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Wörter des Jahres 2025 Österreich: Elch Emil, Veggie Würstl, Rindfleischetikettierungsgesetz, wögern, Österreich-Aufschlag, Zuckerkoalition, Lifestyle-Teilzeit, Volkskörper, Deregulierung, Entnahme, Diversionsangebot.


Wörter des Jahres 2025 Deutschland: KI-Ära, Deal, Land gegen Frieden, Sondervermögen, Wehrdienst-Lotto, Drohnisierung, Strafzölle, Wohlstandsverlust, klimamüde, Vertiktokung.

 
 
 

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1 Kommentar


NoPro
vor einem Tag

Die Bezeichnung „Stabreim“ wird allzuoft für den Anlautreim, die Alliteration, alleine verwendet; der Stabreim ist aber ein in der germanischen und nordischen Dichtung verwendetes Stilmittel, das sehr viel komplizierter ist, das zudem eine bestimmte Zahl von betonten und unbetonten Silben enthalten muß, einen Anvers, eine Zäsur und einen Abvers.

hiltibrant enti haðubrant,    untar heriun tue

Darüber hinaus gibt es den gerne verwendeten Endreim (Herz-Schmerz, Liebe-Hiebe) und auch den Binnenreim (Als ob es tausend Stäbe gäbe).

All das alles sollte man möglichst nicht miteinander vermischen.

Norbert Prohaska

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