Der Tod hat viele Namen
- Robert Sedlaczek

- vor 4 Stunden
- 1 Min. Lesezeit
Der Umgang mit dem Tod fällt in unserer Kultur schwer. Deshalb gibt es viele verschleiernde Synonyme für den Tod. Eine davon ist der Sensenmann, auch Schnitter oder Gevatter Tod genannt, es ist eine aus dem Mittelalter stammende personifizierte Allegorie des Todes: Der Tod wird oft als Skelett dargestellt, das mit einer Sense die Menschen niedermäht.
Ein ähnlicher Gedanke steckt hinter dem Ausdruck Knochenmann - übrigens der Titel eines Romans von Wolf Haas und dessen Verfilmung mit Josef Hader in der Hauptrolle.
Noch größer ist die Zahl verschleiernder Ausdrücke in der Mundart: der Boanlkramer, also einer, der mit Gebeinen Handel betreibt (nicht zu verwechseln mit Bandlramer = Hausierer, der Bänder und andere Kurzwaren verkauft), der Gankerl (zu Ganker, der Teufel, oder zu mhd. kanker, eine Spinne, oder zu bairisch Gan, Funke), mit verändertem Vokal auch der Ginkerl, der Buttenhansel, er trägt die Menschen in seiner Butten weg, und der gscherte Hansl.
Typisch für den Wiener Dialekt, aber relativ selten zu hören, ist der Quiqui. Erklärende Ableitungen aus dem Rotwelschen oder aus dem Lateinischen sind weit hergeholt und unglaubwürdig. In der Tat basiert die Wortbildung auf den Ruf des Kauzes, der nach dem Aberglauben ein Todesvogel ist. Wenn todkranke Menschen nachts im Bett liegen, Licht aus dem Fenster dringt und kiwitt, der Ruf des Vogels ertönt, wird dies als "Komm mit!" interpretiert.
Ein Beleg findet sich in einem Lied von Kurt Sowinetz. Er singt zur Hymne "Freude, schöner Götterfunken" einen alternativen Text: "Olle Menschen samma z'wida, i mecht's in de Gosch'n hau'n": Und dann: "I winsch' eich oll'n an Hauf'n Gretz'n, an Zeck im Ohr und den Quiqui."
Der "große schwarze Vogel" war dann eine Neuschöpfung vom Hirsch oder ist diese Umschreibung gar verwandt mit dem Quiqui, der "komm mit" ruft?