top of page

Was bedeutet die Wendung "Ich zähl elf?"

Gerhard Hüpfel schreibt mir per Mail: "Während einer Diskussion in Wien 19 habe ich von einer Person, die sich übergangen fühlte, den Satz ,Und i zöh öfe?' gehört. Kennen Sie diese Wendung und die Etymologie? Stammte sie gar von einem (Karten-)Spiel?'


Das ist eine interessante Frage. Mit einem Kartenspiel hat die Wendung nichts zu tun, es geht um ein kulturgeschichtliches Phänomen.


Die Zahl elf ist in unserem Kulturkreis negativ besetzt, weil sie zwischen den zwei übermächtigen Zahlen zehn und zwölf steht.


Zehn ist die Zahl des Dezimalsystems, mit diesem System rechnen wir heute, und wir denken oft in Zehnerschritten. 


Zwölf ist die Zahl des alten Duodezimalsystems. Der Tag ist in zwölf Stunden geteilt, es gibt zwölf Monate, zwölf Tierkreiszeichen, zwölf Apostel, zwölf Stämme Israels, die Maßzahl "ein Dutzend" wird nach wie vor verwendet, Bier kaufen wie in einem Karton mit sechs Flaschen, also ein halbes Dutzend usw.


Angesichts dieser erhabenen Nachbarzahlen versinkt elf in die Bedeutungslosigkeit.


"Etwas zählt elf" heißt "Das ist völlig belanglos."


"Ich zähl elf?' heißt "Mich kann man einfach übergehen?"


Kann man das wirklich? 




0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Das Wort "Schmutzkübelkampagne" ist ein österreichisches Phänomen

Es klingt unwahrscheinlich, aber es ist so: Schmutzkübelkampagne ist ein Austriazismus, das Kompositum ist eine österreichische Erfindung und es wird nur hier verwendet, nicht in den anderen deutschsp

"A Zwaral" ist die neue Zahlungseinheit für milde Gaben

Beim Tanken spricht mich ein schlampig gekleideter, unrasierter und unfrisierter Mann etwas unbeholfen und leicht verschämt an: "Hätten S' a Zwaral fia mi?" Weil ich nicht gleich reagiere, fügt er hin

bottom of page