Nein, dieser Blogbeitrag hat nichts mit unserem Bundeskanzler zu tun, der eben mit dem ersten Podcast "Karl, wie geht's?" an die Öffentlichkeit getreten ist. Aber ich bin aus diesem Anlass von einem Freund gefragt worden, warum es so viele Redewendungen rund um diesen Vornamen im Wienerischen gibt.
einen Karl haben: Spaß haben, Scherze treiben (eher positiv)
sich einen Karl machen: einfältige Witze machen, Dummheiten von sich geben (eher negativ)
red kan Karl! rede keinen Unsinn! (stark negativ)
In Anlehnung an diese Wendungen existiert auch ein Zeitwort:
karln: herumblödeln, einfältig Witze machen, Dummheiten machen
Wie kommt der Vorname Karl zu solchen Ehren?
Karl ist verwandt mit Kerl, im Norden Deutschlands gab es früher kerel für "freier Mann nicht-ritterlichen Standes", während Karl im Mittelalter praktisch im gesamten deutschen Sprachraum für "Mann", "Ehemann", "Geliebter" stand.
Laut Grimm zählt Karl in deutschen und romanischen Sprachen, aber auch bei den Engländern und Skandinaviern zu den stark verbreiteten Vornamen. "Seine weitgreifende Stellung hat er vorzüglich Karl dem Großen zu verdanken, der ja in der Volkssage und Volksliteratur allen gegenwärtig blieb."
Kerl ist einerseits ein bewundernswerter Mann (ein tüchtiger, anständiger, ehrlicher Kerl; er hat gezeigt, was für ein Kerl in ihm steckt), andererseits ein dubioser Mann (ein unverschämtrr, gemeiner, frecher Kerl; mit so einem Kerl will ich nichts zu tun haben).
Karl hat offensichtlich von Kerl negative Bedeutungen übernommen. Oder anders gesagt: Der Kerl hat auf den Karl abgefärbt.
In einigen Regionen Deutschlands ist Kerl die neutrale Bezeichnung für Liebhaber ("sie kommt mit ihrem Kerl") oder für einen Buben/Jungen ("sie hat zwei Kinder - ein Mädchen und einen Kerl").
Vom Vornamen Karl ist übrigens der gleichlautende Familienname abgeleitet. Spontan fallen mir als Beispiele die Politikerinnen Elfriede Karl (SPÖ) und Beatrix Karl (ÖVP) ein. Das war Ausgangspunkt für teils gelungene, teils weniger gelungene Wortspiele. So wurde beispielsweise der ÖVP-Wissenschaftsministerin ausgerichtet: "Macht euch mit der Schule keinen Karl!"
Hinweisen möchte ich auf den Aufsatz von Peter Ernst "Zur Herkunft der Wiener Redewendung 'Einen Karl haben' " in der Festschrift für Herbert Tatzreiter, Edition Praesens, Wien 1998, in dem die verschiedenen Theorien aufgelistet sind.
Der Wikipedia-Eintrag "Huscarl" beginnt folgendermaßen: Huscarls (von altnordisch húskarlar; auch Huskarl) waren Krieger der persönlichen Leibgarde von skandinavischen Adligen und Königen. Der Name stammt aus dem Altnordischen und setzt sich aus den Elementen hús (Hausstand) und karl (freier, waffenfähiger Mann) zusammen. Die Gesamtheit der Huscarls wurde im angelsächsischen Raum auch als Hirth (Hausmacht) bezeichnet. In späteren Zeiten wurden damit sämtliche Truppen eines Adelshauses bezeichnet, die teilweise die einzigen Berufssoldaten des Königreichs waren. Der Rest der Armeen bestand meistens nur aus Milizen, die Fyrd genannt wurden, zwangsverpflichteten Bauern und gelegentlich Söldnern. Die Anzahl der Huscarls lag meistens unter 2000 Soldaten im Königreich.
In der slawischen Sprachen ist das Wort für König "Kral", das ist der geringfügig veränderte "Karl" – geht vermutlich auf den damals überstarken Einfluß von Karl I., dem Großen, zurück.
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